Jenseits der Norm – wenn Aufsichtsstandards das Betriebsmodell verfehlen
Wenngleich die Aufsicht beteuert, dass Komplexitätsreduktion, Proportionalität und Bürokratieabbau im Fokus stehen, sind große wie kleine Institute gleichermaßen von aktuellen Risiken betroffen: auch getriggert von geopolitischen Spannungen beeinflussen und bedrohen Cyberrisiken, innovative und disruptive Technologien, die Klima-Transformation der Gesellschaften sowie weitere Unwägbarkeiten die Geschäftsmodelle.
Klar ist auch: die Reaktion der Regulierung auf neue oder eine Renaissance durchlebende Risiken kommt schneller und massiver als das Abschneiden alter Zöpfe gelingt. Während massive Vorhaben auf EU-Ebene wie neue Regelungen zu Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, digitaler Resilienz, Datenökosystemen und Klimarisiken die Betriebsmodelle der Institute herausfordern, beschränken sich die Entlastungen bislang auf den Wegfall weniger Meldepflichten und eine Klarstellung zum Proportionalitätsprinzip. Hiervon besonders betroffen: kleine Institute und Finanzdienstleister mit Geschäfts- und Betriebsmodellen, auf die die aktuelle Regulierung nicht so recht passen will.
Intensiver Austausch
Expertenaustausch bei CP BAP
Daher hat CP BAP am 09. September 2025 Vertreter:innen kleiner Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute aus den Bereichen Risiko, Compliance und Organisation zu einem Austausch eingeladen. Zentrale Fragestellungen waren dabei die aktuelle und bevorstehende regulatorische Agenda, Best-Practice Ansätze zum Risikomanagement mit kleiner Mannschaft, sowie Möglichkeiten zur Nutzung des Proportionalitätsprinzips.
Die Teilnehmer:innen beleuchteten insbesondere Möglichkeiten zur Verschlankung der internen Governance im Rahmen des „Three-Lines-of-Defense“ Frameworks, zur Professionalisierung von Datenverarbeitungsprozessen und zur Nutzung von IDV. Konkrete Beispiele: die Risikoinventur, das Stresstestframework, einfache und robuste Risikomodelle, die Compliance-Organisation, ein Regulatory Radar oder Low/No-Code-Stacks.
Neben den bereits bekannten konkreten Erleichterungen für (sehr kleine) SNCI wurde intensiv erörtert, wie das in den EU-Regularien grundsätzlich verankerte Proportionalitätsprinzip auch über diese Punkte hinaus strapaziert werden kann. Die Diskussion verdeutlichte, welche strategischen und operativen Herausforderungen durch die regulatorische Agenda entstehen und wie Institute ihre Betriebsmodelle darauf ausrichten können.
Maria Demitsoglou, Nils Kemmerle und Dr. Rainer Klingeler begleiteten die Diskussion durch vielfältige fachliche Impulse.
Das Working Paper zum Expertenworkshop finden Sie hier.