Funds Transfer Pricing: Interne Transferpreise für Liquidität und Liquiditätsrisiken

Funds Transfer Pricing: Interne Transferpreise für Liquidität  und Liquiditätsrisiken

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Seit der Finanzmarktkrise spielen Liquiditätskosten in der Refinanzierung der Institute eine massiv größere Rolle als zuvor. Neu sind deren absolute Höhe und Volatilität: Sie rücken Kosten, Erträge und Risikokosten für Liquidität neben die klassische Zinssteuerung als eigenständige Komponente in den Fokus der Marktpreisrisikosteuerung. Darüber hinaus führen die vielfältigen Maßnahmen und Auflagen im Kontext des Zahlungsunfähigkeitsrisikos (LCR) und der stabilen Refinanzierung (NSFR) zu weiteren Liquiditätskosten bzw. Liquiditätsrisikokosten.

Im Rahmen einer konsequenten Banksteuerung führt dies zu einer Weiterentwicklung der Marktzinsmethode hin zu einem Liquiditätstransferpreissystem. Hierzu ist die Abbildung und Bewertung von Bankgeschäften in der Kalkulation mit differenziertem Blick auf sämtliche Aspekte der Liquiditätssteuerung grundlegend zu überdenken. Ein Liquiditätstransferpreissystem ist daher ökonomisch wichtig und aufsichtsrechtlich gefordert.

Abbildung: Komponenten und Herausforderungen im Liquiditätspreissystem (FTP)

Zahlungsstrom – welcher muss es sein?

Schon die Frage nach den steuerungsadäquaten Zahlungsströmen ist vielschichtig. Für die Steuerung des Liquiditätspreisrisikos und damit der Kalkulation direkter Liquiditätskosten und -erträge sind Zahlungsströme nach dem Kriterium der Liquiditätskonditionsbindung zu bilden. Diese weicht bei einer Vielzahl von Produkten – z.B. Produkte mit rollierender Verzinsung – von der Zinskonditionsbindung ab. Entsprechend abweichende Zahlungsströme sind für die Steuerung und die Kalkulation aufzubauen.

Aus der Betrachtung der Liquiditätsvolumenbindung resultieren ggf. weitere, von der Liquiditätspreisbindung abweichende Zahlungsstromstrukturen. In der Liquiditätsdisposition ist ggf. zwischen kurz- (Fokus Volumen) und langfristigem Steuerungsbedarf (eher Preisbindung) zu unterscheiden. Darüber hinaus sind für das Zahlungsunfähigkeitsrisiko und die Bemessung der Liquiditätsreserve sowie für die stabile Refinanzierung Zahlungsströme unter verschiedenen Stress-Szenarien und regulatorischen Vorgaben (LCR und NSFR) heranzuziehen.

Bewertungskurven – Marktpreise kennen, Liquiditätsanteil abgrenzen

Die Refinanzierungskosten eines Instituts sind – im Vergleich zu Zinssätzen – nicht ohne weiteres als „Marktdaten“ verfügbar. Sie müssen anhand der Kosten des Refinanzierungspotenzials beobachtet oder im Fall von Einlagenprodukten ggf. über das Management des Liquiditätshaushaltes des Institutes steuerungsadäquat festgelegt werden. Eine weitere Herausforderung stellt die Differenzierung von Liquiditätsspreads abhängig von verschiedenen Refinanzierungssegmenten sowie deren Aggregation in geeignete Bewertungskurven dar.

Darüber hinaus hängt das Ausmaß des in der Liquiditätspreissteuerung ausgewiesenen Liquiditätsspreads von der im Institut verwendeten Referenzzinskurve in der Zinsrisikosteuerung ab, auf deren Basis die Refinanzierungskosten in einen Zins- und einen Liquiditätspreisanteil aufgespalten werden.

Risiken aus unsicheren Zahlungsströmen: Liquiditätspreisrisiko aus impliziten Optionen

Potenzielle Ausübungen von Kundenwahlrechten stellen für die Institute ein Marktpreisrisiko dar. Während auf der Zinsseite zumindest die Möglichkeit besteht, die (modellierte) Position mittels derivativer Instrumente, z.B. Swaptions, abzusichern und den kalkulatorischen Preis über Optionspreismodelle und Verhaltensprognosen zu ermitteln, stehen für die Absicherung eines gleichermaßen relevanten Liquiditätspreisrisikos ähnliche Instrumente nicht zur Verfügung. Klassische Optionspreismodelle scheiden aufgrund der fehlenden Disponierbarkeit am Markt also prinzipiell aus.

Der Ansatz ökonomischer Zahlungsströme unter Berücksichtigung erwarteter Ausübungen der Kundenwahlrechte stellt hier ein mögliches Teilinstrument dar. Dieses greift aber zu kurz, wenn noch wesentliche Unsicherheiten und damit Liquiditätspreisrisiken verbleiben. Unsere Modelle basieren hier auf der Simulation potenzieller Zahlungsstromabweichungen und der daraus resultierenden Risikostruktur aus veränderlichen Liquiditätspreisen. Daraus können sinnvolle Risikoprämienmodelle aufgebaut und entsprechend in die Preisstellung integriert werden.

Kosten aus der Liquiditätsreserve und -bevorratung:
Beiträge aus einzelnen Geschäfts- und Dispositionsentscheidungen isolieren

Die wesentliche Herausforderung in der Verrechnung von Kosten für den Liquiditätspuffer, der aufgrund ökonomischer Stressmodelle, der LCR-Anforderungen und ggf. im Rahmen der Feinsteuerung der NSFR vorzuhalten ist, besteht darin, den spezifischen Risikobeitrag einzelner Geschäftsentscheidungen, wie Produkte, Fristentransformation etc. und damit deren marginalen Liquiditätspufferbedarf oder auch -beitrag zu isolieren. Die Bemessung auf Basis des Stressablaufes jeweils ausgehend vom aktuellen Geschäftsvolumen ist dabei nicht adäquat. Vielmehr sind die einzelnen Beiträge über die Dispositionsvorschriften der Geschäfte von den Einflüssen von Strukturentscheidungen zu trennen, um die Kostenverrechnung verursachungsgerecht zu gestalten.

Darüber hinaus stellen die Anforderungen an die stabile Refinanzierung über aufsichtsrechtliche Ansatzquoten von Aktiv- und Passivpositionen sowie Derivaten in der NSFR eine mögliche Kostenbelastung für Institute dar. CP BAP hat hier ein stringentes Modell für die Isolation der NSFR-Belastungen bzw. -beiträge von Geschäfts- und Strukturentscheidungen konzipiert, das eine verursachungsgerechte Trennung der Auswirkungen von Entscheidungen auf Aktiv- und Passivseite sowie bei Derivaten und Fristeninkongruenzen ermöglicht.

Unsere Leistungen

CP BAP verfügt über herausragende und langjährige Expertise bei der Konzeption und Umsetzung von Liquiditätstransferpreissystemen. Wir begleiten Sie gerne umfassend in sämtlichen betriebswirtschaftlichen und technischen Fragestellungen des Funds Transfer Pricing. Dazu gehören beispielsweise:

  • Entwicklung eines internen Governance-Rahmens für das Liquiditätstransferpreissystem
  • Modellierung von Liquiditäts-Cashflows unter den verschiedenen Risikosichtweisen
  • Definition und Konstruktion geeigneter Verrechnungskurven
  • Aufbau von Kalkulationsverfahren insbesondere für Geschäfte mit optionalen Komponenten
  • Entwicklung von Simulationsverfahren zur Ableitung von Optionsprämien für Liquiditäts-Marktpreisrisiken aus Kundenwahlrechten
  • Aufbau eines verursachungsgerechten und integrierten Verrechnungssystems für Kosten aus der Liquiditätsbevorratung (Liquiditätspuffer, LCR, NSFR)
  • Technische Fachkonzeption und Umsetzungsbegleitung

Sprechen Sie uns gerne an!

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